Regenwassertropfen
Regenwassertropfen gefrieren zu Flocken und schmelzen auf
meiner Haut, verbinden sich zu Rinnsalen, die immer dünner werden, weil sie
durch die Wärme die von meiner Haut ausgeht, mein eigen werden.
Ich wate durch den Schnee und sehe denselben Mond, der aus
den Augen eines Uhus scheint, wenn er ihn morgen im Bach sieht
Ich schließe die Augen und lasse die Wärme auf mich wirken,
die bei all der Kälte dieser Winternacht aus meinem Körper in alle
Himmelsrichtungen strahlt.
Mein Körper hier verortend, meiner Sinne aller gewahr
seiend, rieche ich die Frische, die ich sehe und höre die Stille, die ich
fühle,
Ich gehe einen langen Weg im Mondlicht und einen noch
längeren in der Stille. Sie nutze ich zur Einkehr, suche sie, wo ich doch vor
ihr flüchte.
Jetzt habe ich sie! Die Stille ist mein Hintergrund. Die
Stille ist die Quelle eines jeden Geräusches.
Häfte ich die Stille an die Zeit und an Gedanken, wird sie
schwer und fällt wie ein Regentropfen, der zu Eis gefriert auf meine Haut fällt
und schmilzt.
Die Zeit rennt fort, denn in ihr will alles altern.
Wo Zeit beginnt, fangen Gedanken an, sich in ihr zu bilden,
bis die Zeit gekommen ist, in der sie nicht mehr fassen kann und endet. Doch
der Mensch lebt fort und leidet den Schmerz des Dahinraffens tausende Male. Je
tiefer sich seine Reise in der Gedankenwelt abspielt, ohne, dass dies nötig
wäre, umso beschwerlicher ist die Wiederkehr in die Gegenwart. Umso kläglicher
sind die Voraussetzungen, mit denen man in die Gegenwart einkehrt. Die
Wiedergeburt des Bewusstseins erfordert Angstfreiheit. Angstfreiheit erfordert
Gedankenfreiheit. Gedanken lassen sich aushebeln, indem man sich der Gegenwart
bewusst wird. Ist das Bewusstsein wieder geboren, liegt es an uns, es zu
pflegen, es vorzubereiten auf die ersten Ablenkungen. Stärken wir unser
Bewusstsein, lenken wir unsere Kraft und unsere Aufmerksamkeit auf den
wichtigsten Moment unseres Lebens und halten innerlich stets inne, egal, wie
schnell wir gerade handeln müssen.
TjB