Samstag, 25. Juli 2020



Regenwassertropfen

Regenwassertropfen gefrieren zu Flocken und schmelzen auf meiner Haut, verbinden sich zu Rinnsalen, die immer dünner werden, weil sie durch die Wärme die von meiner Haut ausgeht, mein eigen werden.
Ich wate durch den Schnee und sehe denselben Mond, der aus den Augen eines Uhus scheint, wenn er ihn morgen im Bach sieht
Ich schließe die Augen und lasse die Wärme auf mich wirken, die bei all der Kälte dieser Winternacht aus meinem Körper in alle Himmelsrichtungen strahlt.
Mein Körper hier verortend, meiner Sinne aller gewahr seiend, rieche ich die Frische, die ich sehe und höre die Stille, die ich fühle,
Ich gehe einen langen Weg im Mondlicht und einen noch längeren in der Stille. Sie nutze ich zur Einkehr, suche sie, wo ich doch vor ihr flüchte.
Jetzt habe ich sie! Die Stille ist mein Hintergrund. Die Stille ist die Quelle eines jeden Geräusches.
Häfte ich die Stille an die Zeit und an Gedanken, wird sie schwer und fällt wie ein Regentropfen, der zu Eis gefriert auf meine Haut fällt und schmilzt.
Die Zeit rennt fort, denn in ihr will alles altern.
Wo Zeit beginnt, fangen Gedanken an, sich in ihr zu bilden, bis die Zeit gekommen ist, in der sie nicht mehr fassen kann und endet. Doch der Mensch lebt fort und leidet den Schmerz des Dahinraffens tausende Male. Je tiefer sich seine Reise in der Gedankenwelt abspielt, ohne, dass dies nötig wäre, umso beschwerlicher ist die Wiederkehr in die Gegenwart. Umso kläglicher sind die Voraussetzungen, mit denen man in die Gegenwart einkehrt. Die Wiedergeburt des Bewusstseins erfordert Angstfreiheit. Angstfreiheit erfordert Gedankenfreiheit. Gedanken lassen sich aushebeln, indem man sich der Gegenwart bewusst wird. Ist das Bewusstsein wieder geboren, liegt es an uns, es zu pflegen, es vorzubereiten auf die ersten Ablenkungen. Stärken wir unser Bewusstsein, lenken wir unsere Kraft und unsere Aufmerksamkeit auf den wichtigsten Moment unseres Lebens und halten innerlich stets inne, egal, wie schnell wir gerade handeln müssen.
TjB

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